Fruchtbarkeit verbessern mit 35+

Im ersten Teil "Schwanger werden mit 35+" habe ich einen kleinen Überblick über mögliche Hindernisse und Risiken gegeben, die du unbedingt wissen solltest und versucht zu erklären, warum ein tadeloser Zyklus leider noch nicht der goldene Schlüssel zu einer erfolgreichen Schwangerschaft ist.


Im 2. Teil will ich Dir nun endlich zeigen, was Du beachten kannst, um als Frau mit 35+ deinen Kinderwunsch zu erfüllen.

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Statistik und Kinderwunsch

In dem Fachblatt „Human Reproduction“ von 2015 findet sich eine interessante Berechnung anhand einer Computersimulation. Man hat mithilfe der Daten von 10.000 Paaren (mit und ohne Kinderwunschbehandlung) errechnet, wann Paare anfangen müssten „zu üben“, wenn sie 1-, 2 oder 3 Kinder haben wollen.

Wenn IVF als Option infrage kommt, haben Frauen die 35 Jahre oder jünger sind, eine 90% Chance ein Kind zu bekommen.

Wer ohne IVF sogar 2 Kinder haben möchte, sollte laut der Computersimulation mit spätestens 27 Jahren die erste Schwangerschaft anstreben. (Schade, da sind wir gerade ein paar Tage drüber ;)))

Na klar, ich kenne auch Frauen die haben noch mit Anfang 40 Jahren zwei Kinder bekommen... aber Statistiken zeigen ja den Trend und Ausnahmen gibt’s eh immer ;-)


Wie kann Reproduktionsmedizin „ältere“ Frauen mit Kinderwunsch unterstützen?

Kinderwunschkliniken scheinen in ihren Internetauftritten manchmal den „Storch frei Haus“ zu versprechen, dennoch erfordert es ein ordentliches Maß an:

🍀 Geduld (je nach Methode wird nur etwa jede 7.-9. Frau gleich beim 1. Versuch schwanger),

🍀 psychische Stärke, denn meist sind mehrere Versuche nötig

🍀 und Glück...dass das Baby auch bleibt und sich nicht wieder „verabschiedet“


Ärzte können jedoch das altersbedingte Sinken der Fruchtbarkeit in gewissem Rahmen kompensieren z.B. durch Unterstützung der Einnistungsphase mit Progesteron oder aber die medikamentöse Einstellung von Schilddrüsenfehlfunktionen wie Hashimoto.

In Deutschland gibt es die Möglichkeit der Polkörperdiagnostik (PKD). Das ist im Prinzip die einzige Möglichkeit herauszufinden, ob deine Eizellen mit 40 Jahren tipptopp oder eben nicht mehr taufrisch sind. Mit dieser Methode kann zwar nicht die Chance auf ein Baby erhöht werden aber definitiv wird die Zahl der Fehlgeburten gesenkt, da aneupoloide Eizellen nicht verwendet werden.

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Frauen erleben das zwar als riesige Enttäuschung wenn von 10 vermeintlich gut aussehenden Eizellen „nur“ 2 für die Befruchtung übrig bleiben, aber diese bergen dann eben auch ein viel geringeres Risiko für eine (weitere) Fehlgeburt.

Ohne PKD werden unbemerkt auch „defekte“ Eizellen, die es ins mehrzellige Stadium geschafft haben, transferiert und nisten sich entweder nicht ein oder gehen in der frühen Schwangerschaft wieder „verloren“. Das ist einer der Gründe, warum es häufiger zu wiederholten Fehlgeburten kommt... Da dies eine unglaublich psychische Belastung ist, die man keiner Frau wünscht, ist also bei genügend gewonnen Eizellen eine PKD ab einem Alter von 35+ eine Überlegung wert.

Aber auch diese Methode hat ihre „Schattenseite“: Werden nur wenig Eizellen mittels hormoneller Stimulation gewonnen, macht diese aufwändige Methode keinen Sinn. Ärzte habe da unterschiedliche „Marker“ wie z.B. ab 10 Eizellen. Denn leider können bei der PKD, bei der Entnahme der Polkörper, gesunde Eizellen kaputt gehen und das will man vermeiden, wenn es eh wenig gewonnene Follikel gibt. Außerdem ist man sich nicht wirklich schlüssig, ob mit der PKD nicht auch die Einnistungsfähigkeit herabgesetzt wird.

Das hoffnungsvolle Fazit: Kinderwunschbehandlungen können zwar keine defekten Eizellen reparieren aber sie können helfen, hormonelle Fehlfunktionen auszugleichen, das Fehlgeburtsrisiko zu minimieren und eine sinkende Fruchtbarkeit in gewissem Rahmen „aufzuhalten“.


Was du selbst tun kannst, um die Chance einer Schwangerschaft mit 35+ zu erhöhen

Einiges wird dir vielleicht schon bekannt vorkommen. Lass uns dennoch mal genauer auf einige wichtige Aspekte für deine Fruchtbarkeit schauen. Los geht’s:
  • Lass deine Mikronährstoffe checken z.B. Eisen ist der Grundbaustein der Zellen und da solltest du nicht „im Keller“ mit deinen Eisen-Werten sein (Eisen im Serum, Ferritin, Transferrin), ein Eisenmangel ist bei regelmässigem Zyklus nicht ungewöhnlich aber oft unbemerkt!!
  • Trinke viel reines Wasser und dann noch ein Glas ;)). Wasser verbessert nicht nur allgemein die Durchblutung sondern auch deinen Zervixschleim und sorgt für eine gute Entgiftung. Viel Wasser und Kräutertees in deiner 1. Zyklushälfte verbessert die Elastizität des Zervixschleims während der fruchtbaren Tage, so dass Spermien besser hindurch gelangen können. Vermeide Medikamente wie Antihistaminika (Allergiemedikamente), die den Zervixschleim austrocknen.
  • Auch wenn du fit wie ein Turnschuh bist, dich gesünder ernährst als in deinen 20igern und schon lange nicht mehr rauchst: mach einen Gesundheitscheck mit „großem Blutbild“. Das erspart dir Enttäuschungen und Zeit, falls es da doch eine latente Schilddrüsenfehlfunktion oder einen Hormonmangel gäbe. Gerade die sogenannte „Gelbkörperschwäche“ ist recht häufig bei 35ig+ Jährigen.

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  • Reduziere Stress (nicht mit den Augen rollen ;)) denn ja, das ist wichtig und der Zusammenhang zwischen Stress und Fruchtbarkeit, der oft klein geredet wird ist in einer großen aktuellen Studie („life-Study“) belegt. Insbesondere in „höherem Alter“ (in dem Fall ab 30 Jahren) sorgt Stress für steigende Oxidationsprozesse. Oxidation lässt deine Zellen altern und sorgt für sogenannte oxidative Schäden in deinen Zellen. Da du deine Eizellen schützen und „füttern“ willst, solltest du Stressreduktion wirklich auf deine Prioritätenliste setzen. Du könntest z.B. für eine gewisse Zeit deinen Job auf eine ¾ oder ½ Stelle reduzieren.
  • Geh regelmäßig zum Sport – denn gerade Bewegung ist ein ausgezeichneter Stresskiller, der Stresshormone abbaut, den Stoffwechsel ankurbelt und damit den Alterungsprozessen deiner Zellen aufhält.
  • Geh rechtzeitig ins Bett! Es gibt einen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Problemen beim Eisprung. Wusstest Du, dass Frauen eher etwas mehr als 8 Stunden Schlaf brauchen und definitiv nicht weniger ;))

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  • Hol dir alternative Heilmethoden mit „an Bord“ - TCM, Akupunktur, Homöopathie haben ihren eigenen Ansatz um deine Fruchtbarkeit zu stärken und meist kannst du sie gut mit der Kinderwunschbehandlung kombinieren. Versuche jedoch nicht auf eigene Faust Heilkräuter, homöopathische Globuli oder Ergänzungsmittel zu nehmen, denn es macht schon Sinn warum es dafür Ausbildungen gibt und in dem Falle gilt nicht: „Viel hilft viel“. Mach dir bewusst, dass TCM und Homöopathie sogenannte Reiz- und Regulationstherapien sind, die sich auch gegenseitig stören können.
  • Schau dir deine Ernährung einmal genauer an: Fruchtbarkeitsfördernd wäre eine säurearme, abwechslungsreiche und sehr pflanzenbetonte Ernährung. Denn wie weiter oben beschrieben: du brauchst rund 50 verschiedene Nährstoffe, um gesund zu bleiben.
  • Falls im oben erwähnten Mikronährstoff-Check Mängel zutage treten, solltest du versuchen die Speicher noch vor einer Kinderwunschbehandlung zu füllen (das betrifft z.B. häufig das Vitamin D).
  • Übe dich in Geduld und Gelassenheit (das ist wohl das Schwerste) denn du solltest darauf vorbereitet sein, dass es mehrere Versuche oder Zyklen braucht, damit sich eine Schwangerschaft einstellt. Dabei können Meditationen und Kinderwunsch-Hypnosen hilfreich sein, um sich in Gelassenheit und positiver Visualisierung zu üben.
So, das soll erst einmal genügen. Meine Empfehlung, beginne mit 1-2 Tipps, von denen du denkst, dass dir die Umsetzung leicht fällt und dann arbeite dich langsam voran. Nicht Alles wird auf dich und deine Situation zutreffen und wiederum ist auch meine Liste nicht der „Weisheit letzter Schluß“ da gibt es sicher noch viel mehr zum Thema zu sagen...

Wenn Du z.B. von Schilddrüsenproblemen wie Hashimoto betroffen bist, dann schau dir sehr gern hierzu meine beiden Beiträge „Schilddrüse und Kinderwunsch“ und die Ernährungstipps bei Hashimoto an. Und falls du dir über deinen AMH-Wert Sorgen machst, dann lies gern nochmal meinen Artikel "Keine Angst vorm AMH-Wert: Das Anti-Müller-Hormon bei Kinderwunsch".

Ich wünsche Dir von Herzen, dass dein Traum in Erfüllung geht und falls Du Fragen hast, melde dich sehr gern bei mir per Email oder schreib mir einen Kommentar 💚 

Alles Liebe
Deine Kathrin 💚🍀🌿



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