Erfahrungsbericht: Entweder dieser Weg oder ich werde nicht Mutter...

"Wir standen mit dem Rücken zur Wand..." so schildert Rebekka den Moment der Entscheidung, aber lass uns am Anfang dieser Kinderwunschgeschichte starten ;)

Rebekka und ihr Mann waren einige Jahre in Kinderwunschbehandlung.

Als sie mit den Kräften am Ende waren, entschieden sie, ins Ausland zu gehen, für eine Eizellspende. In etwa dieser Zeit lernten wir uns kennen als Rebekka mich um Tipps & Unterstützung bat.

Jetzt einige Monate später war Rebekka so lieb, mir ein Interview zu geben und ihre Erfahrungen zu teilen. 

Meine Anmerkungen und Fragen liest du in Blau.

Wann und warum habt ihr euch für eine Eizellspende entschieden.

Wir hatten in Deutschland über 2,5 Jahre mehrere Inseminationen und insgesamt 4 künstliche Befruchtungen. Und davor hatte ich mit 37 Jahren schon 7 Eizellen eingefroren, die wir auch verwendet haben...

Aber, es hat alles nichts gebracht. Die Eizellen ließen sich zwar befruchten, aber die Qualität der Embryonen „war nie gut genug“. Irgendwann kam der Punkt, da waren wir völlig fertig, wir konnten nicht mehr, wir hatte alles durch: Kurze Protokolle, lange Protokolle, Medikamentenwechsel... mein Körper hat einfach nur max. 3 Eizellen „produziert“ und die waren nicht gut. Wir waren zermürbt und am Ende unserer Kräfte."


Warum habt ihr euch für Prag entschieden?

Ich hatte auch Spanien auf dem Schirm, aber ich kenne 2 Frauen, die in Prag waren und dort super zufrieden waren und da habe ich entschieden: Ich folge einfach der Empfehlung und höre auf, selbst alle Kliniken zu vergleichen.

Du hast also eine Klinik in Prag kontaktiert und wie lief das dann ab?

Wie war der Prozess genau?

Ich glaube, ich habe die Klinik im November angerufen und hatte zuerst Kontakt mit der Koordinatorin, die mich dann auch die ganze Zeit über betreut hat.

Danach gab es einen Telefontermin mit der Ärztin. Sie hat sich eine Stunde Zeit genommen. Sie hat alle Fragen gestellt – ich habe alle Fragen gestellt. Und wir haben auch schon besprochen, was für mich wichtig wäre. Daraufhin gab es die Info, dass die Klinik ungefähr 2 Monate Vorlauf braucht, um eine geeignete Spenderin zu finden.

Dann brauchte die Klinik natürlich ein paar Infos und Tests von mir, wie Chlamydien und ein Schreiben meiner Frauenärztin, dass „nichts gegen eine Schwangerschaft“ spricht. Wir hatten also ein bisschen Papierkram zu erledigen, denn die hatten mich ja noch nie gesehen. Und dann, als sie unsere Spenderin gefunden hatten, haben wir mit der Synchronisation gestartet.

 

Was wolltest du über deine Spenderin wissen und welche Infos hast du bekommen?

Ich weiß, dass manche Frauen ganz viele Kriterien haben. Meine Spenderin hatte die gleiche Größe und Gewicht wie ich und die Koordinatorin meinte, dass wir uns auch äußerlich ähneln, also z.B. Haarfarbe und Augenfarbe. 

Mir waren also eher die äußeren Faktoren wichtig und natürlich fand ich es auch schön, dass sie Abitur hatte. Aber das wäre nicht ausschlaggebend für mich gewesen. Ausserdem weiß ich, dass meine Spenderin selber schon ein Kind hat und bereits 1x erfolgreich gespendet hat. 

Okay, deine Spenderin war gefunden und es konnte losgehen... War deine Gynäkologin gleich einverstanden, dich bei deinem Projekt Eizellspende zu unterstützen?

Naja, ich habe die Gynäkologin dafür gewechselt und habe da auch auf die Empfehlung meiner einer Freundin vertraut. Sie empfahl mir eine Ärztin, die sehr offen gegenüber dem Thema Eizellspende war. Mir war auch wichtig, dass sie Erfahrung hatte und schon andere Frauen auf diesem Weg "Eizellspende im Ausland" begleitet hat.

Du warst also im Vorfeld garnicht persönlich in Prag und der erste Kontakt mit der Klinik war dann tatsächlich erst zum Transfer?

Meine Koordinatorin hat mich zwischendurch ja immer auf dem Laufenden gehalten z.B. „Wir haben eine geeignete Spenderin im Blick“ und das musste ich dann noch mal bestätigen. Dann kam die Info "Sie beginnt jetzt mit der Stimulation" - also es gab regen Kontakt zwischen uns. Dieser intensiver Austausch mit der Koordinatorin, hat mir ein gutes Gefühl gegeben. 

Wir fuhren also im Februar in die Klinik nach Prag und es wurde zuerst bei mir ein Ultraschall gemacht und mein Mann hat dann am Tag der Eizellpunktion der Spenderin, seine Spermien abgegeben. 

Es war also ein "frischer" Transfer und nicht mit vorher eingefrorenen Eizellen?

Genau! Am Nachmittag war die Eizellpunktion unserer Spenderin und wir waren am Vormittag da, um die Spermien abzuliefern. Da wurde schon darauf geachtet, dass wir nicht der Spenderin über den Weg laufen. Und dann wurden die frischen Eizellen befruchtet.


An dem Tag wart ihr sicher super aufgeregt, oder? Wie ging es weiter?

Von unserer Spenderin wurden 12 Eizellen gewonnen und ich hatte immer nur so 3 Eizellen. Von den 12 Eizellen ließen sich 11 befruchten und alle hätten es bis zum Transfer geschafft! Also enorm viel! 

Normalerweise geben die Ärzte eine Quote von ca. 50% an Befruchtung an und wir hatten fast 100%. 

Am Tag 3 wurden mir 2 Embryonen transferiert und 9 wurden eingefroren, sind also immer noch „auf Eis“. Man erklärte den frühen Transfer am Tag 3 damit, dass auch die eingefrorenen Eizellen beim Wiederautauen die Chance haben noch einen Tag in der Kultur zu sein, um zu schauen, wie und ob sie sich entwickeln. So kann man wiederum die Besten auswählen für den Kryotransfer.

Wir hatten vor dem Transfer ein Gespräch mit der Biologin und meiner Koordinatorin und sie haben uns alle 11 Embryonen und deren Entwicklungsverlauf wie einen Zeichentrickfilm gezeigt. Das war total toll! Und sie haben uns gesagt „Diese 2 haben sich bisher am besten entwickelt und die würden wir für den Transfer vorschlagen“

Wir waren total geflasht und auch total gerührt.

Kamen dir während der ganzen Zeit und des Prozesses Zweifel am Weg der Eizellspende?

Bei mir gab es wenig Zweifel, aber vielleicht lag das auch daran, dass wir gefühlt mit dem Rücken zur Wand standen: „Entweder dieser Weg oder ich werde nicht Mutter“. Wir hatten keine Alternative, wir haben vorher ja alles probiert und es hat nie geklappt und wichtig war auch, dass ich mit 2 Frauen im engen Kontakt war, die diesen Weg schon vor mir gegangen sind. Das war für mich wirklich wichtig und toll!

Aber natürlich war das auch bei uns ein längerer Prozess zwischen: „Die künstliche Befruchtung mit ICSI funktioniert nicht" und der Entscheidung "Wir gehen zur Eizellspende“. Mein Mann hat etwas länger gebraucht als ich, aber ich habe ihm in der Zeit keinen Druck gemacht.

Ja, ich glaube, dass das sehr wichtig ist, sich für diesen Prozess Zeit zu lassen, damit man wirklich erspüren kann, ob dies eine "Kopf und Herz" Entscheidung ist und keine Entscheidung, die man unter Zeitdruck trifft, weil man seine biologische Uhr hört. 

Rebekka, kannst du verraten, was das alles in allem gekostet hat? Also ohne Hotel und Anreise?


Ca. 6.700€ aber ich brauchte ja auch noch Medikamente für die Synchronisation. Also damit meine Zyklus zum Behandlungszyklus passt und meine Gebärmutterschleimhaut aufgebaut ist...da kamen vielleicht auch nochmal ein paar Hundert Euro dazu. 

Nach dem Transfer habe ich dann von der Prager Klinik Rezepte bekommen und diese vor Ort in einer Apotheke eingelöst, aber das waren auch Dinge, die ich für die ersten Schwangerschaftsmonate brauchte, da kamen auch noch mal ca. 500€ dazu.

Wir haben das aber auch so gemacht, dass wir immer einen Tag vorher angereist sind und da kommen eben noch die Übernachtungen im Hotel dazu.

Wir wollten nicht im Stau stehen und Stress haben und dann muss der Mann völlig gestresst Sperma abgeben.

Oh stimmt, das ist auch ein wichtiger Tipp!

Ja, und ich wollte nach dem Transfer auch einfach noch im Hotel chillen und hab gelegen und wollte nicht auf der langen Heimreise mit dem Auto sein, sondern an dem Transfertag entspannen.

Gab es von seitens der Klinik empfohlene Zusatzleistungen?

Ja, das Einritzen der Eihülle, also assisted hatching und Embryoskope, aber das war alles in meinem Vertrag enthalten. Ich hatte den exakten finalen Betrag, da kam nichts als Extra dazu.

Erzähl doch mal ein bisschen vom Transfer, wie lief das genau ab?

Ich bekam ein Zimmerchen und hatte auch so ein Krankenhauskittelchen an. Im Behandlungsraum wurde dann nochmal der Name überprüft und nach dem Transfer haben sie mich liegend auf mein Bett gehievt und mich wieder in mein Zimmerchen geschoben, ich hatte also Zeit und Privatshäre und musste nicht aufstehen nach dem Transfer. Das fand ich wirklich gut!

Und nun die vielleicht wichtigste Frage: Wann hast du gespürt oder gewusst, dass es geklappt hat?

Wir haben lange überlegt und waren uns bis zur letzten Sekunde unsicher, ob wir vor dem Bluttest selber testen wollen. Und ja, am Tag vor dem Bluttest haben wir einen Schwangerschaftstest gemacht. So einen hochsensiblen und der war innerhalb einer Sekunde positiv! Wir hatten gar keine Zeit, uns auf eine Ergebnis mental vorzubereiten...

Wie war dieser Moment?

Wahnsinn! Das war mein erster positiver Schwangerschaftstest im Leben. Ich habe gejubelt, ich habe geweint... Das war ein riesen Moment der Freude.

In dem Moment habe ich gewusst: Das hat jetzt geklappt!

Ich glaube aber, wären es meine eigenen Eizellen würde ich nicht so entspannt durch die Schwangerschaft gehen...

Habt ihr schon Namen?

Ja, aber die verrate ich nicht...Aber die Namen hatten wir schon vorher! Das ist irre, dass ich das schon vorher wusste, wie meine Kinder heißen.

Liebe Rebekka, vielen Dank für deine Geschichte! Danke, dass du deine Erfahrungen mit dem oft tabuisierten Thema "Eizellspende im Ausland" teilst und ich sie weitergeben kann.

 * Der Name wurde von mir aufgrund der Anonymität in Rebekka geändert. Sie ist jetzt in der 25. SSW, mit Zwillingen nach Eizellspende schwanger. Rebekka ist 42 Jahre.

Zum Schluß noch eine wichtige Info: Tschechien ist eines der Länder, in denen es nur "anonyme" Eizellspenden gibt. Das bedeutet: das Kind kann später nicht die Daten der Spenderin erfahren.
Es gibt auch Länder, in denen es auch "open identity" Spenden gibt. 

Wenn du darüber mehr erfahren möchtest und dich generell interessiert, was du vor einer Behandlung mit Eizellspende beachten solltest, dann schau dir gern meinen interaktiven Online Info-Kurs "Wichtige Aspekte vor Samenspende & Eizellspende" an, in dem ich z.B. auch auf medizinische Risiken, Kosten uvm. eingehe. 

Alle Infos dazu findest du hier: Info-Kurs "Samen und Eizellspende"  

Herzlichst, deine Kathrin



Bildquellen:

Frau auf der Kreuzung: Pixource on pixabay
Frau am Laptop: Firmbee on pixabay
Eizelle: Bellezza87 on pixabay
Geldscheine: Moerschy on pixabay



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Photo by Helena Hertz on unsplash