Nicht nur Mütter waren schwanger (Sammelband von Alisa Tretau)

Heute möchte ich ein interessantes Buch-Projekt vorstellen, dass einige Aspekte innerhalb der ganzen Thematik Kinderwunsch behandelt, die weniger mediale und öffentliche Beachtung finden. Themen wie Fehlgeburt, spätes "Kinderwünschen" von Frauen jenseits des 40. Geburtstages, Abtreibung, Pränataldiagnostik...begegnen mir zwar fast täglich in meiner Arbeit, aber dennoch fühlen sich diese Frauen und Paare oft "unsichtbar" oder "ungehört". Ihnen scheint es, als würden "alle anderen" einfach so schwanger, ohne Mühen...eben als sei es die natürlichste Sache der Welt. Und dennoch: die natürlichste Sache ist gar nicht so einfach!



Jeder Frau, jedem Paar, das eine Fehlgeburt erleidet, wird zwar mit Mitgefühl und Teilnahme begegnet...doch ganz allgemein gelten sie in der Wahrnehmung der meisten nicht als "Mütter" und "Väter", die ein Kind verloren haben.

Häufig wird nach einer gewissen zeitlichen Frist erwartet, dass sie sich möglichst wieder "normal" in den Alltag einfügen und das Thema Fehlgeburt ad acta legen...

Der Ratschlag: "Nimms nicht so schwer, das passiert doch vielen Frauen!" ist weder hilfreich noch tröstlich, denn es ist IMMER schmerzhaft, wenn du etwas verlierst, was du dir sehnlichst wünschst.

Es herrschen Sprachlosigkeit auf der einen und Scham und Wut auf der anderen Seite. 

Aber auch Frauen und Paare, die nach einem Termin bei der Pränataldiagnostik in tiefste seelische Abgründe stürzen und zwischen "abtreiben" oder "behalten" hin und her gerissen werden, deren Vorfreude sich von einer Sekunde auf die nächste in Angst und Unsicherheit verwandelt, sind oft "unsichtbar" in ihrem Schmerz. Nichts ist mehr so, wie es war.

Und es gibt die Frauen, die gefühlt "das ganze Leben" auf einen Partner gewartet haben, der ihren Kinderwunsch teilt. Vielleicht haben sie auch zu lange in Beziehungen ausgehalten, in denen das Thema Kinder auf "später" vertagt wurde. Bis sie sich plötzlich mit 40 Jahren oder später auf ihren innigsten Wunsch besinnen und sich auf eigene Faust auf den Weg durch den Dschungel der Reproduktionsmedizin machen.



All diesen im Alltag "unsichtbaren" Menschen und Geschichten widmet sich Alisa Tretau in ihrem Sammelband, der im Oktober 2018 erscheinen soll:


"Nicht nur Mütter waren schwanger."
Unerhörte Perspektiven auf die vermeintlich natürlichste Sache der Welt.


Sie schreibt dazu: "Der Sammelband gibt oft überhörten Geschichten rund um Kinderwunsch, Schwangerschaft und Elternsein Raum. Es geht um Fehlgeburt, Abtreibung, Pränataldiagnostik und Repro-Medizin, um altersuntypische oder queere Kinderwünsche, um trans-Schwangerschaften, p.o.c.-Perspektiven und Entscheidungen gegen Mutterschaft. Neben schmerzhaften Erfahrungsberichten kommen auch mutmachende Visionen zu Wort. Die Texte werden von Fotografien und Zeichnungen künstlerisch begleitet."




Der Sammelband wird über Crowdfunding realisiert und braucht für Sachkosten und Honorare finanzielle Unterstützung. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann dies über einen dieser Links tun:
Ich denke, dass es wichtig ist in einer Zeit, in der in den Medien viel suggeriert wird, dass alles "machbar" ist, wann immer du willst...auch die anderen Seiten von Schmerz, Verlust und Ohnmacht zu zeigen ohne jedoch alles schwarz zu malen. Denn: In jedem Lebenslauf gibt es diese "dunklen Löcher" - und sie sind wie sie sind. Tief und oft grausam, ungerecht und verheerend...aber du wirst lernen, dir eine Leiter zu bauen...! Und du entscheidest, wann du das "dunkle Loch" verlässt. 


Hoffnung und Mut wünscht Euch

Eure 
Kathrin Steinke





Die verwendeten Fotos 1-3 mit freundlicher Genehmigung von Pixabay

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